Schönbergs Urlaubsdomizil am Traunsee, der »Hois’n Wirt«

Wie viele seiner Künstlerzeitgenossen suchte auch Arnold Schönberg die Sommerfrische fern urbaner Ablenkungen auf, um seiner Kreativität während ausgedehnter Landaufenthalte freien Lauf zu lassen.

Zwischen 1905 und 1923 verbrachte Schönberg sechs Mal seine Sommerferien am Traunsee. Gmunden an der Nordseite des Traunsees verfügte über Badeanstalten, Hotels, Restaurants, ein Theater, Musikpavillons, Kaffeehäuser, drei Bahnhöfe, einen Hafen und eine Straßenbahn. Schönberg bevorzugte Quartiere in den ruhigeren und weniger mondänen Außenbezirken unterhalb des Traunsteins an der Ostseite des Sees.

Das II. Streichquartett op. 10, das Schönberg 1907 und 1908 teilweise am Traunsee komponierte, stellt einen Markstein in der Entwicklung der Neuen Musik dar. Es repräsentiert den Übergang von der tonalen zur atonalen Komposition ebenso wie eine Erweiterung der Gattung (die Beteiligung einer Sopranstimme löst im 3. und 4. Satz die Besetzungsnorm des Streichquartetts auf). »Der vierte Satz, Entrückung, beginnt mit einer Einleitung, die die Abreise von der Erde zu einem anderen Planeten beschreibt. Der visionäre Dichter berichtet hier von Erscheinungen, die vielleicht bald bestätigt werden. In dieser Einleitung wurde versucht, die Befreiung von der Gravitation darzustellen – das Passieren durch die Wolken in zunehmend dünnere Luft, das Vergessen aller Sorgen des Erdenlebens.« (Arnold Schönberg, Einführung zu den vier Streichquartetten, 1949)